Quittensecco – Ein prickelnd-fruchtiger Genuss von der Volkacher Mainschleife

Quittensecco – Ein prickelnd-fruchtiger Genuss von der Volkacher Mainschleife

von 03 Juli, 2020 0
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Eine schlanke Glasflasche mit gelbem Quittensecoo, daneben eine reife Quitte.
Quittensecco vom Quittenbauern Mario Wittur aus Untereisenheim. Ein prickelnd-fruchtiger Genuss von der Volkacher Mainschleife (Bild: Haus der Quitte, Volkach).

Der Quittensecco ist ein moussierender Perlwein aus dem spontan mit Naturhefen vergorenen Direktsaft der Quitte. Aufgrund des hohen Gerbstoff- und Pektingehaltes sowie eines harmonischen Zusammenspieles von fruchteigener Säure und Restsüße trifft die Charakterisierung „feinherb“ am besten das Geschmacksbild dieser Seccovariante. Unterstrichen wird das intensive Geschmackserlebnis vom markanten Aroma der Quittenfrucht selbst. Dieser Quittensecco unterscheidet sich grundlegend von vielen anderen Fruchtperlweinen, die oft mit Aroma-Hilfsstoffen, teilweise sogar als traubenweinhaltige Getränke hergestellt werden. Die Vielfalt der verarbeiteten fränkischen Landsorten macht den Quittensecco zu einem hocharomatischen und gleichzeitig regionaltypischen Qualitätsprodukt.

Hergestellt wird der Quittensecco vom Biobauern Marius Wittur auf seinem Mustea-Quittenhof in Untereisenheim am Main. Marius Wittur, Gründer des Fränkischen Rekultivierungsprojektes alter Quittensorten, widmet sich auf 12 Hektar rund um die Volkacher Mainschleife dem Sortenerhalt von Quitten und der Hege alter Streuobstbestände. Die Liebe zu den alten, fränkischen Landsorten der Quitte und die Leidenschaft mit der Natur zu kooperieren motivieren den Biobauern Marius Wittur, die Anbauflächen am Nordhang der Mainschleife im Sinne eines möglichst naturnahen Landschaftsobstbaues zu bewirtschaften.

Marius Wittur bewerkstelligt die Unterwuchspflege vieler Baumfelder mit Coburger Fuchsschafen, einer seltenen Haustierrasse, welche in ganzjähriger Freilandhaltung die ökologisch kultivierten Flächen beweidet. Die Biodiversität der Krautschicht auf den Baumwiesen wird durch das schonende Abgrasen der kleinen Wiederkäuer nachhaltig gefördert. Durch die Beweidung können sich wieder verschiedene Wildpflanzen auf den Kulturflächen etablieren. Sie bieten damit auch vielen Insekten Nahrungsquelle und Lebensraum.

Das Haus der Quitte in der Altstadt von Volkach arbeitet eng mit dem Fränkischen Rekultivierungsprojekt alter Quittensorten zusammen und übernimmt im Erdgeschoss des Gebäudes die Vermarktung der Produkte, die von Marius Wittur aus Quittenfrüchten alter fränkischer Landsorten auf dem Mustea-Quittenhof in Untereisenheim produziert werden. Im Obergeschoss des historischen Gebäudes befindet sich eine Ausstellung zur Kulturgeschichte der Quitte und zur Geschichte des Quittenanbaus an der Volkacher Mainschleife.

Informationen zum Natura 2000-Gebiet, aus dem die Produkte kommen

Regierungsbezirk: Unterfranken
Name: Maintal zwischen Schweinfurt und Dettelbach
Gebietsgröße: 3068 ha
Besonderheit: Mainschleife, Steillagen, fränkische Obstlandschaft, fränkische Weinregion, eiszeitliche Flugsandflächen.

Im Norden der Volkacher Mainschleife (Landkreis Kitzingen) liegt die historische Kulturlandschaft der „Astheimer Rangenteile“. „Rangen“ ist ein regionaler Ausdruck für ein steil abfallendes Hanggrundstück. Die Entstehung der Rangenlandschaft mit ihrem reichen Obstbaumbestand hängt mit dem Kartäuserkloster in Astheim zusammen, zu dessen Besitz die Flurstücke früher gehörten. Charakteristisch für das Gebiet ist die Abfolge der Landnutzung mit Grünland im Talgrund und Obstanbau und Weinbergen an den Hängen des Maintales. Die Mainschleife bei Volkach ist ein bedeutendes Weinbaugebiet in Franken und gilt als erhaltenswerter Bestandteil der fränkischen Obstlandschaft. Der gewundene Flussabschnitt zwischen Volkach und Schwarzach wird durch einen Kanal abgekürzt und steht als Altmain zum größten Teil unter Naturschutz.

Ein sanft abfallender Hang auf dem Quittenbäume stehen.
Blick von den blühenden Quittenrangen auf den Fluss im Tal und die Weinberge gegenüber (Bild: Haus der Quitte, Volkach).
Quittenlehrpfad mit Informationstafel (Bild: Haus der Quitte, Volkach).

Besonderheiten des Gebiets

Von der Gründung der Kartause Mariäbrück im Jahr 1409 bis zu ihrer Auflösung in Jahr 1803 bestimmte der Prior des Klosters über die Geschicke der Astheimer Dorfbevölkerung.

Häuser, Gärten und Felder der Astheimer Untertanen waren Lehen des Klosters. Zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse überließ ihnen das Kloster auch die Rangen im Norden der Volkacher Mainschleife. Diese waren nur wenige Meter breit, liefen jedoch bis zum Fuß des Steilhanges hinab. Nach der Auflösung des Klosters während der Säkularisation gingen die Häuser und Rangen in den Grundbesitz der Dorfbewohner über.

Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Volkach nach Seligenstadt im Jahr 1909 führte zu einem Aufschwung im Obst- und Gemüseanbau, denn die Bahn erleichterte den Transport der Agrarprodukte zu den Absatzmärkten in den Städten. Bis heute ist die Region an der Mainschleife nicht nur ein Weinanbaugebiet, sondern auch eine typisch mainfränkische Obstlandschaft.

Die Flurbereinigung der 1960er Jahre ließ die Astheimer Rangenlandschaft unbehelligt, denn die Steillage am Nordhang des Maintales und die Teilung des Geländes durch die Bahnlinie machten das Gebiet uninteressant für den modernen, maschinentauglichen Obstanbau.
Ein beträchtlicher Teil der Rangen wurde deshalb jahrzehntelang nicht mehr regelmäßig gepflegt. Daraufhin waren die Obstbäume nach kurzer Zeit von einem Dickicht aus Buschwerk und Schlingpflanzen überwuchert. Eine Ausnahme bildeten die Zwetschgen- und Birnenbestände auf den flacheren Geländeabschnitten, denn sie lieferten das Obst für die örtlichen Schnapsbrennereien.

2003 entdeckte Obstbauspezialist Marius Wittur im Dickicht verwilderter Obstfelder nicht nur alte Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume, sondern auch zahlreiche Quittensorten, von deren Existenz bereits nichts mehr bekannt war. Um den Erhalt der alten Sorten sicherzustellen und deren Rekultivierung zu fördern, gründete er das Fränkische Rekultivierungsprojekt alter Quittensorten. Die jährliche Ernte verarbeitet er auf seinem Quittenhof in Untereisenheim zu hochwertigen Produkten, die im Haus der Quitte zum Verkauf angeboten werden. Der Erlös trägt das Rekultivierungsprojekt auch in Zukunft weiter.

Heute präsentiert sich die Landschaft am Nordufer der Mainschleife als ein Mosaik aus neu angelegten Obstanbauflächen, rekultivierten historischen Obsthängen und verwilderten Teilstücken. Damit lassen sich alle Stadien der historischen Entwicklung dieser Kulturlandschaft vor Ort anschaulich nachvollziehen. Die verwilderten Flächen spielen genauso wie die rekultivierten, historischen Obstwiesen eine außerordentlich wichtige Rolle für die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in der Region. 2007 legte Marius Wittur einen Quittenlehrpfad an, der mitten durch die historische Flur der Astheimer Rangen führt. Auf zwölf Informationstafeln entlang des Weges erfahren Besucherinnen und Besucher Wissenswertes über die Kulturgeschichte der Quitte und über den Quittenanbau in der Region.

Bezugsmöglichkeiten für Produkte, weitergehende Links/Informationen

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